Warmes oder kaltes Getränk bei Hitze? Dein Bauch weiß es!

heute habe ich am See einen Kamillentee bestellt und der Kellner hat nicht nur verdutzt geschaut, sondern sich auch die Stirn gewischt. – Ja es war heiß. 32 Grad.
An richtig heißen Sommertagen greifen viele fast automatisch zum Kalten: Eiswürfel im Wasser, eiskalter Eistee, gekühlte Smoothies. Es fühlt sich erfrischend an, logisch und wohltuend – zumindest im ersten Moment. Doch wenn du zu den Menschen gehörst, die einen empfindlichen Magen haben, spürst du womöglich genau das Gegenteil:

  • Völlegefühl,
  • Magendruck,
  • Unwohlsein oder sogar
  • Brennen.

Klingt erst mal verrückt – aber dein Magen denkt da anders. 

Was passiert im Körper, wenn du etwas Kaltes trinkst?

Der Verdauungstrakt ist ein fein abgestimmtes System. Er liebt Konstanz – vor allem bei der Temperatur. Wenn du ein eiskaltes Getränk zu dir nimmst, wird dein Magen plötzlich mit einer Temperatur konfrontiert, die deutlich unter deiner Körperwärme liegt. Die Folge: Blutgefäße verengen sich kurzfristig, die Verdauung verlangsamt sich, und der Magen muss zusätzlich Energie aufwenden, um die Kälte zu kompensieren.

Bei einem gesunden, robusten Verdauungssystem ist das vielleicht nicht sofort spürbar. Doch wenn dein Magen ohnehin gestresst ist – etwa durch Reizungen, eine Gastritis, häufiges Sodbrennen oder chronische Überlastung – kann dieser „Kältereiz“ wie ein kleiner Schock wirken.

Es ist ein bisschen, als würdest du mitten im Hochsommer in einen eiskalten See springen: erfrischend, ja – aber auch ein kleiner Stressmoment für dein Nervensystem.

Was bedeutet das für deinen Bauch?

Wenn dein Magen bereits sensibel reagiert, sind extreme Temperaturreize wie ein zusätzlicher Belastungsfaktor. Menschen mit Reizmagen oder Sodbrennen berichten häufig, dass sie kalte Getränke schlechter vertragen – sie bekommen schneller Druck im Oberbauch, ein unangenehmes Aufstoßen oder sogar Magenschmerzen.

Warm oder zumindest lauwarm zu trinken ist in solchen Fällen oft wohltuender. Und das hat gleich mehrere Gründe:

  • Sanft zum Magen: Wärme wirkt entspannend auf die Muskulatur und die Schleimhaut des Verdauungstrakts. Das bedeutet weniger Verkrampfung, weniger Reizung – und damit mehr Wohlbefinden.

  • Unterstützung für die Temperaturregulation: Es klingt paradox, aber warme Getränke helfen deinem Körper besser dabei, sich an Hitze anzupassen. Denn statt mit einem plötzlichen Kältereiz zu kämpfen, kann dein System über sanftes Schwitzen die Temperatur regulieren – ganz ohne inneren Alarmmodus.

  • Weniger Stress fürs Nervensystem: Wer mit einem überreizten Vagusnerv oder dauerndem innerem Druck zu kämpfen hat, weiß: Jeder kleine Reiz zählt. Ein lauwarmer Kräutertee kann helfen, dein Nervensystem zu beruhigen – ganz nebenbei, still und nachhaltig.

Und was ist mit dem Gefühl von „Erfrischung“?

Wir haben gelernt: „Erfrischung“ ist gleich „kalt“. Doch was, wenn echte Erfrischung nicht durch Temperatur entsteht, sondern durch Wirkung?

Ein lauwarmer Tee, bewusst und achtsam getrunken, kann dich innerlich viel tiefer erfrischen – weil er dich zur Ruhe bringt, deinen Bauch entspannt und dich wieder bei dir ankommen lässt.

Es geht also nicht darum, etwas „richtig“ oder „falsch“ zu machen – sondern darum, hinzuspüren: Was tut dir wirklich gut?

Wenn du dich oft gestresst fühlst, wenn dein Bauch empfindlich reagiert oder du dich nach mehr Leichtigkeit sehnst, kann es hilfreich sein, diesen kleinen Perspektivwechsel zu wagen: Nicht automatisch zum Eiswasser greifen, sondern bewusst etwas Wärmendes wählen – auch (oder gerade) an heißen Tagen.

#warmkalt – eine Einladung zum Spüren

Dieses Gefühl hat sogar ein kleines Hashtag bekommen: #warmkalt.

Er steht für die Entscheidung, die nicht nach Logik, sondern nach Bauchgefühl getroffen wird.

Für die Erkenntnis, dass sanfte Wärme oft die tiefere Form der Erfrischung ist – weil sie im Inneren beginnt.